Scheidung, und jetzt: Wer kriegt die Kinder?
Eine Scheidung ist ein tiefer Einschnitt in das Leben einer Familie. Schwer genug ist die Situation allein schon für die beiden Partner. Doch für die Kinder ist die Scheidung ein schreckliches Ereignis, das sich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht in Gänze überblicken lässt.
Zum Glück ist seit 1998 das Kindschaftsrecht modernisiert und mit den gängigen Lebensmodellen von Frau und Mann in Einklang gebracht worden: Das gemeinsame Sorgerecht ist der Normalfall.
Nun gibt es im Grunde zwei Modelle für die weitere Betreuung der Kinder nach der Trennung oder Scheidung:
1.) Residenzmodell
Nach der Scheidung ist das Sorgerecht in der Regel weiterhin geteilt. Doch der Hauptwohnsitz und Aufenthaltsort des Kindes ist entweder bei dem Vater oder bei der Mutter. Die große Mehrheit der geschiedenen Eltern in Deutschland entscheiden sich für dieses Modell.
2.) Paritätsmodell (Doppelresidenzmodell)
Nach diesem Modell verbringen die Kinder nach der Scheidung zu gleichen Teilen ihre Zeit bei der Mutter und bei ihrem Vater. Sie haben gewissermaßen zwei Wohnsitze, zwischen denen sie nach bestimmten zeitlichen Vereinbarungen hin und her pendeln. In Schweden liegt der Anteil der Eltern, die sich für das Paritätsmodell entscheiden wesentlich höher. Hier, wie in vielen anderen Ländern, gibt es bereits eine gesetzliche Grundlage für dieses Lebensmodell.
Was sagen schwedische Studien zum Thema Paritätsmodell?
Ziel der Studien war es, zu erforschen, wie unterschiedlich sich die beiden Regelungen nach der Scheidung auf die Kinder, hier speziell Kinder im Alter zwischen 4 und 6, auswirken.
Das Ergebnis war ein eindeutiges Votum für das Paritätsmodell. Besonders Kinder im Vorschulalter profitieren nach den Ergebnissen dieser Studie vom Paritätsmodell.
Die Ergebnisse der Studie
Kinder, die nach dieser Regelung aufgewachsen sind, zeigen eine geringere Anfälligkeit für psychische Probleme, als Kinder, die nur bei einem Elternteil aufgewachsen sind. Die Kinder profitieren also vom Wechselmodell. Die Vorteile:
- Das Kind muss sich nach der Scheidung nicht für einen Elternteil entscheiden.
- Beim Paritätsmodell bleibt der väterliche Anteil an der Erziehung gleichgewichtig zum Anteil der Mutter vorhanden, was für die Entwicklung des Kindes als vorteilhaft eingestuft wird.
- Die Eltern pflegen bei diesem Modell in der Regel auch nach der Scheidung einen freundschaftlichen Kontakt und Umgang miteinander.
- Letztendlich sind die Eltern weniger gestresst, da alle Anforderungen und Pflichten halbiert werden.
Kritik an der Studie, am Paritätsmodell
Der Hauptkritikpunkt an der Studie war, dass sich nur diejenigen Eltern für das Paritätsmodell entscheiden, die auch nach der Scheidung noch einen gepflegten bis freundschaftlichen Umgang miteinander pflegen. Dies sei zu einem größeren Teil bei gebildeten und finanziell abgesicherten Paaren der Fall.
Die Hauptargumente, die gegen dieses Modell angeführt werden sind:
- der ständige Wohnortwechsel, der die Kinder unter Stress setzen kann
- Kinder benötigen einen Lebensmittelpunkt und nicht zwei
- das funktioniert nur bei finanziell gut situierten und gebildeten Eltern
Wie würden Sie entscheiden?
Noch gibt es keine gesetzliche Grundlage für das Paritätsmodell in Deutschland, zum Beispiel, was den Wohnsitz des Kindes oder die Aufteilung des Kindergeldes betrifft. Dennoch kann es, besonders für Partner, die auch nach der Scheidung einen normalen Umgang miteinander pflegen, für das Kind auch jetzt schon eine vorteilhafte Alternative zur Entscheidung: Mama oder Papa? sein. Lassen Sie sich auch über diese Alternative von einem Scheidungsanwalt bzw. Rechtsanwalt für Familienrecht beraten.