Seit Mitte März erste Veränderungen spürbar

Sowohl Scheidungsanwälte als auch Paartherapeuten berichten davon, dass es mehr Anfragen zum Thema Scheidung gibt sowie dass der Bedarf an Menschen steigt, die sich über das Thema Paar-Therapie informieren. Diese Veränderungen waren erstmals ab Mitte März zu beobachten.

Die Corona-Maßnahmen haben bei einigen Familien dazu geführt, dass sich die bereits rudimentär vorhandenen Paar Konflikte deutlich verschärft haben. Die Paare mussten gezwungenermaßen mehr Zeit miteinander verbringen, was zum einen dazu führt, dass insgesamt mehr miteinander gesprochen wurde. Diese verstärkte Kommunikation hat vielen Paaren dabei geholfen, ihre Beziehung zu vertiefen, bei anderen traten die Diskrepanzen hingegen erst ganz deutlich zutage.

Zum anderen hat der Corona Lockdown dazu geführt, dass die Menschen mehr Zeit zum Innehalten hatten und sich dadurch darüber bewusst werden konnten, was sie eigentlich wollten. Und in manchen Fällen war dies eben die endgültige Trennung von ihrem Partner. Diese Aspekte werden Einfluss auf die Erhöhung der Scheidungsrate haben.

Auch die finanziellen Krisen, in die einige Menschen aufgrund von Corona geraten, tragen sicherlich zum Anstieg der Scheidungsrate bei. Denn in belastenden und stressigen Situationen treten Konflikte deutlicher zutage.

Steigende Scheidungsrate – Trennungsjahr muss trotz Corona eingehalten werden

Sollte die Scheidungsrate tatsächlich derart drastisch steigen, werden wohl zukünftig vermehrt Fragen zum Ablauf einer Scheidung gestellt werden. In diesem Zusammenhang werden wohl einige Scheidungswillige davon überrascht sein, dass das Trennungsjahr auch während der Corona-Pandemie eingehalten werden muss. Denn das Trennungsjahr ist in der Regel eine zwingende Scheidungsvoraussetzung.

Da es während Corona aus den unterschiedlichsten Gründen schwieriger als normalerweise ist, während des Trennungsjahres in zwei getrennten Wohnungen zu leben, muss über eine Trennung von Tisch und Bett in der gemeinsamen Ehewohnung informiert werden.

Was würde eine steigende Scheidungsrate für die Familiengerichte bedeuten?

Sollte die Scheidungsrate in den kommenden Monaten tatsächlich deutlich ansteigen, dann bedeutet dies deutlich mehr Arbeit für die Familiengerichte. Und diese sind durch die Corona-Maßnahmen schon jetzt zum Teil in Terminverzug. Eine erhöhte Scheidungsrate wird Rechtsanwälte und Familiengerichte in den kommenden Monaten und Jahren wohl ganz schön auf Trab halten.